GeoHardt gibt Mannheimer Standort für Geothermie-Projekt bekannt
Pressemitteilung der Firma Geohardt am 19. November 2025
GeoHardt hat am 18. November im Gemeinderat der Stadt Mannheim einen Projekt-Standort für ein Erdwärme-Heizwerk bekanntgegeben hat. Er liegt am südöstlichen Rand des Mannheimer Stadtteils Rheinau. Weitere Details finden Sie in der angehängten Presseinformation.
Falls Sie mehr über den Standort und über unsere aktuellen Themen wissen wollen:
Am 26. November 2025, von 16 bis 19 Uhr können Sie beim Infomarkt zur Wärmewende im Bürgersaal des Freien Trägervereins NBH Rheinau direkt mit uns ins Gespräch kommen.
Eine weitere Möglichkeit zum Gespräch gibt es am 5. und 12. Dezember: An diesen Tagen werden wir mit einem Infostand auf dem Rheinauer-Wochenmarkt vertreten sein.
https://e-paper.schwetzinger-zeitung.de/titles/schwetzingerzeitung/13385/publications/2078/articles/2398917/10/1
2027 soll auf der Rheinau gebohrt werden
Wärmewende: Mannheims erste Geothermie-Anlage ist am Rande des Dossenwalds geplant und wird frühestens in vier Jahren den Betrieb aufnehmen – wenn überhaupt.
Martin Geiger
Vor mehr als fünfeinhalb Jahren hatte die MVV erklärt, über Geothermie nachzudenken. Am Dienstagabend ist im Gemeinderat der erste geplante Standort vorgestellt worden. Ein Überblick.
Wer will hier was genau bauen?
Die Firma Geohardt, ein Unternehmen von MVV und EnBW, will für 60 bis 70 Millionen Euro ein Erdwärme-Heizwerk bauen, um klimafreundlich Fernwärme für bis zu 15.000 Haushalte zu erzeugen.
Wo soll die Anlage entstehen?
Auf der Rheinau, zwischen Dossenwald und Rheinauer See, genauer gesagt zwischen A 6 und B 36, am Hallenbuckelweg. Dort gehört der Stadt ein knapp drei Hektar großes Areal, das als landwirtschaftliche Fläche genutzt wird. Heikel dabei: Die Fläche gehört zum Landschaftsschutzgebiet Unterer Dossenwald.
Warum ist diese Fläche ausgesucht worden?
Weil die Betreiber sie nach einem jahrelangen Prozess am geeignetsten finden. Von mehr als 100 potenziellen Stellen ist diese ausgewählt worden. Relevant waren dabei mehrere Faktoren. Natürlich musste der Untergrund geeignet sein, das heißt über ausreichend heißes Wasser verfügen, an das man möglichst einfach herankommt. Gleichzeitig sollte das vorhandene Fernwärmenetz, in das die Energie eingespeist wird, in der Nähe sein. Und nicht zuletzt musste die oberirdische Fläche verfügbar sein und beispielsweise weder in einem Wasser- noch in einem Naturschutzgebiet liegen.
Aber es handelt sich doch um ein Landschaftsschutzgebiet...
...deshalb benötigen die Betreiber auch eine Ausnahmegenehmigung, die sie beantragen wollen. Prinzipiell scheint dies möglich, weil solche Gebiete weniger streng geschützt sind als etwa Nationalparks oder Naturschutzgebiete. Voraussetzungen sind vermutlich aber natur- und artenschutzrechtliche Untersuchungen sowie Ausgleichsmaßnahmen.
Wie funktioniert so eine Geothermie-Anlage?
Es wird an zwei Punkten rund 4.000 Meter tief in die Erde gebohrt. Dort erwartet Geohardt etwa 160 Grad heißes Wasser. Dieses wird an die Oberfläche gefördert. Da entnimmt ein Wärmetauscher dem Tiefenwasser die Energie und erhitzt damit das Wasser, das durch die Fernwärmeleitungen in die Haushalte der Region fließt, um dort Heizungen und Trinkwasser zu erwärmen. Danach wird das Tiefenwasser am zweiten Punkt wieder in den Boden gepumpt, ohne dass die beiden Wasserkreisläufe sich berührt haben.
Ist das nicht gefährlich?
Darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Manche lehnen Geothermie ab, weil in der Vergangenheit einige Anlagen Erdbeben ausgelöst oder Gebäude beschädigt haben. Die Experten betonen jedoch, dass aus diesen Vorfällen Lehren gezogen worden sind. Geohardt-Chef Stefan Ertle verspricht: „Wir planen ein sicheres Projekt.“
Wie nah stehen Wohnhäuser?
Praktisch auf der anderen Straßenseite stehen wenige bewohnte Häuser. Auch das Gewerbegebiet auf der anderen Seite der Gleise ist recht nah. Die nächstgelegene Wohnsiedlung ist ungefähr 400 Meter entfernt.
Was ist, wenn was passiert?
Dann gibt es dafür eine Versicherung, verspricht Geohardt-Co-Chef Matthias Wolf: „Wir sind verpflichtet, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.“
Wie sieht der Zeitplan aus?
Geohardt will nun alles vorbereiten und Mitte nächsten Jahres bei der Landesbergdirektion den Antrag zum Bohren einreichen. Bis darüber entschieden ist, wird vermutlich ein Jahr vergehen. Der Bau der Anlage dürfte etwa drei Jahre dauern. Geohardt rechnet deshalb mit der Inbetriebnahme „frühestens Ende 2029“.
Ist es sicher, dass die Bohrung erfolgreich ist?
Nein. Geohardt hat zwar vieles untersucht, aber wie die Verhältnisse in 4.000 Metern Tiefe sind, weiß man erst nach der Bohrung. Ein Misserfolg ist nicht ausgeschlossen, erklärt Wolf. Dennoch ist er zuversichtlich: „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir fündig werden, liegt deutlich über 50 Prozent.“
Sind noch weitere Geothermie-Anlagen geplant?
Ja. Geohardt will noch zwei weitere Anlagen errichten, eventuell an einem Standort. Diese sind jedoch nicht in Mannheim geplant, sondern in den Kommunen südlich davon. Doch auch in Mannheim könnte eine weitere Anlage entstehen. Denn die private Karlsruher Firma Vulcan hat im nördlichen Teil der Stadt ebenfalls das Gelände untersucht. Nach Angaben einer Sprecherin plant sie, in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderats über ihren Standort zu informieren.
Für was braucht es die Anlagen?
Noch wird die Fernwärme vor allem durch das GKM erzeugt. Das muss aufgrund des Kohleausstiegs aber 2033 schließen. Darum wird klimafreundlicher Ersatz benötigt.
Wo bekomme ich weitere Infos?
Am Mittwoch, 26. November, ist im Nachbarschaftshaus auf der Rheinau (Rheinauer Ring 101) von 16 bis 19 Uhr ein Infomarkt geplant. Zudem will Geohardt am 5. und 12. Dezember auf dem Rheinauer Wochenmarkt Fragen beantworten. Mehr Infos unter: www.geohardt.de
„Widerstand gegen Vorhaben...“
Widerstand gegen Vorhaben im Dossenwald Tiefengeothermie:Bürgerinitiative gegen kritisiert einseitiges Vorgehen von GeoHardt und warnt vor Risiken.
Dirk Jansch
In einer Pressemitteilung übt die Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie Schwetzingen scharfe Kritik an der Vorgehensweise von GeoHardt. Der von GeoHardt auserwählte Standort nördlich der ehemaligen Rheinau-Kaserne sei eine dicht besiedelte Region mit sehr geringen Abständen zu wesentlicher Infrastruktur (Autobahn und Bahnlinie) sowie zum Wasserwerk und Wasserschutzgebiet Mannheim-Rheinau. Die Fläche grenze zudem an das FFH Gebiet im Dossenwald und in unmittelbarer Nähe der Gemarkungsgrenze von Schwetzingen.
„Hirschacker und somit Wohnbebauung ist nur einen Steinwurf entfernt“, gibt die BI zu bedenken.
„GeoHardt hat sich mit der Auswertung der geologischen Untersuchungen Anfang 2023 viel Zeit gelassen“, heißt es in der Mitteilung. Fast drei Jahre seien die Bürger im Ungewissen geblieben. Dass GeoHardt jetzt den Mannheimer Gemeinderat zum geplanten Standort informiert habe, kritisiert die BI aufs Schärfste. „Eigentlich wollte GeoHardt das Projekt nur im Einklang mit der Bevölkerung entwickeln“, heißt es. Aber nachdem man auf Widerstand gestoßen sei, sei es sehr ruhig um die Tiefengeothermie geworden. „Jetzt scheint GeoHardt alle Schäfchen im Trockenen zu haben und informiert den Mannheimer Gemeinderat“,
schreibt die BI. „Die vielen Bürger, die sich vor mehr als einem Jahr in der Petition der Bürgerinitiative klar gegen Tiefengeothermie ausgesprochen haben, wurden gar nicht mehr in die Diskussion eingebunden, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.“
Sorge um die Qualität des Trinkwassers in der Region
Die BI sorgt sich um den Trinkwasserschutz. Die Region zwischen Mannheim und Heidelberg sei mit ihrem Untergrund aus Sand und Kies ein geeigneter Grundwasserspeicher, der viele Tausende Menschen täglich mit Trinkwasser versorge. Um jedoch an das für die Geothermie notwendige heiße Tiefenwasser zu gelangen, müssten die höherliegenden Trinkwasserspeicher (beziehungsweise deren Zuflusswege) durchdrungen werden. Wie andere Geothermievorhaben bereits gezeigt hätten (z.B. Landau), seien Trinkwasserverunreinigungen durch Tiefengeothermieanlagen somit nicht ausgeschlossen. Bohrlandepunkte liegen möglicherweise weit auseinander Wichtig ist aus Sicht der BI zu wissen, dass die erforderlichen zwei Bohrungen nicht vertikal nach unten verlaufen, sondern sich verzweigen, sodass die Bohrlandepunkte gut einen
Kilometer weit auseinanderliegen können. „Als Bürgerinitiative fordern wir GeoHardt eindringlich auf, auch öffentlich bekanntzugeben, wo die Bohrlandepunkte in 3000 bis 5000 Metern Tiefe voraussichtlich liegen werden“, schreibt die BI. Da hier über die erste Bohrung das Tiefenwasser entnommen und über die zweite Bohrung im Untergrund wieder verpresst werde, gingen die Risiken gerade von dort aus und nicht vom Standort der Oberflächenanlagen.
Die Untergrundverhältnisse aus Sand und Kies sowie die geologischen Besonderheiten der Rhein-Neckar-Region, das in einem wissenschaftlich anerkannten tektonischen Erdbebengebiet liegt, führen allein schon zu einem erhöhten Risiko von natürlichen Erdbeben“, schreibt die BI weiter. Bei der Erschließung und dem Betrieb von Tiefengeothermieanlagen seien menschengemachte Erdbeben (sog. induzierte Beben) nicht
ausgeschlossen und erhöhten somit das natürliche Risiko nochmals.
Erhöhtes Risiko durch Erdstöße
Andere Geothermieanlagen wie in Landau/Pfalz und Insheim zeigten, dass nicht nur Erdbeben entstünden, sondern auch Bodenhebungen oder -senkungen eintreten könnten. Auch in Graben-Neudorf, wo die Deutsche Erdwärme seit Jahren ein Geothermieprojekt entwickele, seien durch Induktionstest am 15. und 16. November 2025 induzierte Beben ausgelöst worden. Vor diesem Hintergrund warnt die BI: „Die Schäden, die Bürger und Kommunen dabei erleiden können, sind völlig unzureichend abgesichert.“ Wenn überhaupt, reguliere die Versicherung nur den Zeitwert, und somit bei älteren Gebäuden in der Regel nur zehn Prozent der tatsächlichen Kosten der Schadensbehebung. Über die anstehende Klage von Plankstadt gegen GeoHardt beziehungsweise ihre Versicherung berichtete vor kurzem die Schwetzinger
Zeitung. Hier geht es um einen Millionen-Schaden durch die Rüttelaktion von Anfang 2023. Auch die übrigen Schäden aus der Rüttelaktion sind häufig noch nicht reguliert. Hier fordert die BI eine Verbesserung der Haftung. Dies sei auch eine Frage der Gerechtigkeit. „Mit vielen Hunderten von Millionen fördert der Bund den Ausbau der Tiefengeothermie. Das zahlen wir Bürger bereits und darüber hinaus sollen wir Bürger dann auch noch mögliche Schäden selbst tragen.“